Aktiv werden für mehr Toleranz im digitalen Raum
Ein tolerantes Netz braucht couragierte User:innen. Aber wie gelingt digitale Zivilcourage, sodass sie Betroffenen von Hate Speech effektiv unterstützt und wie schütze ich mich und andere, wenn ich mit extremistischen Inhalten im Netz konfrontiert werde? Um diese und andere Fragen drehte sich alles bei der ersten Peerausbildung des Jahres von „Goodbye Hate Speech“ in Leipzig. Insgesamt bildeten wir 12 engagierte Jugendliche zu Jugendmultiplikator:innen aus. In verschiedenen Gesprächsrunden sowie durch thematische Inputs und Diskussionen erwarben unsere neuen Peers umfangreiches Wissen zu den Themen Hate Speech und Online-Extremismus. Der Fokus lag dabei insbesondere auf der Vermittlung von effektiven Handlungsoptionen im Umgang mit diesen Netzphänomenen.
Neben dem inhaltlichen Wissen erlernten die Jugendlichen in einem Moderationsworkshop zahlreiche Tipps und Tricks, wie man vor einer Gruppe spricht, Diskussionen leitet und seine Nervosität durch gezielte Atemübungen in den Griff bekommt. In den Pausen und an den Abenden kam aber auch der Spaßfaktor nicht zu kurz. Zwischen Impro-Theater, Stadtführung und Tischtennis gab es viele Gelegenheiten, Kontakte zu knüpfen und neue Freundschaften zu schließen.
Von Emoji-Memory und Power-Point-Karaoke
Hoch motiviert starteten wir am Donnerstagnachmittag nach einer ersten Kennlernphase mit unserem interaktiven Moderationsworkshop in die Ausbildung. Sodass unsere Peers ihr erworbenes Wissen später selbstsicher und wirkungsvoll an ihre Mitschüler:innen weitergeben können, vermittelten wir u.a. wie man sich auf eine Workshopmoderation vorbereiten kann und berichteten aus der eigenen Erfahrung. Highlights in diesem Workshopmodul waren aber das Emoji-Memory und die Power-Point-Karaoke. Bei Erstem galt es anhand einiger vorgeschriebener Sätze herauszufinden, wer in der Gruppe den gleichen Emoji, mithin die gleiche Emotion, ausdrücken will. Bei Zweiterm konnten die Jugendlichen dagegen anhand eines Sets von Folien das freie Sprechen zu einem zufälligen Thema einüben.
Den Abschluss des Moduls sowie des ersten Ausbildungstages bildete die Simulation einer Diskussion zu der Frage „Sollte es ein komplettes Verkehrsmittelverbot in der Leipziger Innenstadt geben?“. Im Anschluss gaben sich die Jugendlichen hilfreiches Feedback untereinander zu ihrem Auftreten in den verschiedenen Rollen und reflektieren mit dem Team von Goodbye Hate Speech, was eine gelungene Moderation ausmacht und wie man mit Störungen umgehen kann.
Hassrede und Strategien von Extremist:innen im Netz erkennen und effektiv begegnen
Am zweiten Ausbildungstag beschäftigten sich die Peers zunächst mit dem Netzphänomen „Hate Speech“. Dabei gingen sie folgenden Fragen nach: Ab wann spricht man eigentlich von Hate Speech? Welche Muster weisen Hassbotschaften auf? Und was mache ich, wenn es sich um eine strafbare Hassrede handelt? Zudem erfuhren die Jugendlichen, welche Menschengruppen besonders von Hassrede im Netz betroffen sind und was man persönlich dagegen unternehmen kann. Dafür setzten sie sich auch mit den rechtlichen Hintergründen auseinander, um besser einschätzen zu können, ab wann eine mögliche Straftat vorliegen könnte, die sie zur Anzeige bringen können.
Am Nachmittag erarbeiteten die Peers darauf aufbauend im #Counterspeech-Workshop mögliche Handlungsoptionen und diskutierten deren Vor- und Nachteile. Zudem tauschten sie sich mit dem Team von Goodbye Hate Speech dazu aus, wie eine gelungene Gegenrede aussehen sollte. Im Anschluss konnten die Jugendlichen ihr erworbenes Wissen direkt in einem Testlauf auf die Probe stellen und erarbeiteten in Gruppen eine eigene Counterspeech anhand eines reales Beispiels von Hassrede im Netz.
Jugendliche als Workshopleiter:innen
Am Samstagvormittag ging es in dem letzten inhaltlichen Workshop um die Verbreitung von #Online-Extremismus, seine verschiedenen Formen im Netz und wie er mit Hate Speech in Verbindung steht. In Gruppenarbeiten beschäftigten sich die Jugendlichen mit verschiedenen Erscheinungsformen von extremistischen Inhalten im digitalen Raum und erarbeiteten je eine Checkliste, wie man diese erkennt. Im Anschluss tauschten sich die Peers darüber aus, wie man mit diesen Inhalten umgehen sollte, um ihre Verbreitung zu unterbinden.
Der letzte Tag der Ausbildung diente außerdem der Vorbereitung des eigenen Workshops im Rahmen einer Werkstatt. Dafür erhielten die Peers viele verschiedene Materialien und probierten sich an den einzelnen Phasen des Workshops. Höhepunkt der Workshopwerkstatt war der Dreh eines eigenen Erklärvideos, das über die Maßnahmen gegen Hate Speech und die Verbreitung von extremistischen Inhalten im Netz informieren soll. Dabei konnten die Peers auf das gemeinsam erarbeitete Wissen und die vielen Informationen der letzten Tage zurückgreifen, um diese gut in den Kurzfilmen aufzubereiten und zusammenzufassen.
Mit jeder Menge Wissen und Vorfreude im Gepäck können unsere Peers nun gut vorbereitet in den nächsten Wochen und Monate ihre eigenen Workshops meistern.
Neugierig geworden?
Ihr wollt nun selbst zum Peer ausgebildet werden und als Expert:in für die Themen Umgang mit Hate Speech und Online-Extremismus Workshops an eurer Schule halten? „Goodbye Hate Speech“ geht weiter und das Team freut sich über jede:n Teilnehmer:in.
Kommende Termine:
• Plauen: 21. bis 23. September
Weitere Informationen sowie Anmeldung hier: https://goodbye-hatespeech.de/#termine
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